Pertussis-Impfung in der Schwangerschaft

Frage:

Eine junge Frau, die im 7. Monat schwanger ist und die lange in den USA gelebt hat, fragt an, ob sie sich gegen Pertussis impfen lassen sollte? Wie ist Ihre Meinung dazu? Was rät die STIKO?

Antwort:

Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Impfungen mit Impfstoffen aus abgetöteten Erregern oder Erregerbestandteilen (Totimpfstoffe) in der Schwangerschaft nicht mit einem erhöhten Risiko für Mutter oder Kind einhergehen. Demgegenüber stellt die Anwendung von Lebendvakzinen mit attenuierten Erregern in der Schwangerschaft ein zumindest theoretisches Risiko dar und gilt im Allgemeinen als kontraindiziert.

Gleichwohl gilt auch für Totimpfungen ebenso wie für therapeutische Arzneimittel der Grundsatz, dass sie zurückhaltend und nicht ohne wichtigen Grund bei Schwangeren angewendet werden sollten. Wichtige Gründe für eine Schutzimpfung Schwangerer sind selbstverständlich indizierte postexpositionelle Impfungen gegen Tetanus oder Tollwut, aber auch die Impfung gegen Influenza mit ihrem nachgewiesenen Nutzen für die Schwangere und das Kind. Hinsichtlich der Impfung gegen Pertussis gibt es derzeit unterschiedliche Empfehlungen.

Neugeborene und junge Säuglinge, die selbst noch nicht ausreichend gegen Pertussis geimpft sein können, sind durch eine Pertussis-Infektion in besonderem Maße  gefährdet. Daher wird in einigen Ländern (derzeit USA, Kanada, UK, Portugal, Tschechien, Belgien, Schweiz) empfohlen, dass sich Schwangere in jeder Schwangerschaft nochmals gegen Pertussis impfen lassen. Und da es keinen monovalenten Pertussis-Impfstoff mehr gibt, bedeutet dies in der Praxis eine Impfung mit Tdap-Impfstoff. Die ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel erfolgte Impfung induziert durch die mütterlichen Antikörper einen im allgemeinen ausgeprägten „Nestschutz“ beim Kind.

In Deutschland wird die Impfung Schwangerer gegen Pertussis derzeit nicht von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Stattdessen wird empfohlen, das Neugeborene mittels einer sog. „Kokon-Strategie“ zu schützen. Dies bedeutet, dass alle wichtigen Kontaktpersonen des erwarteten Neugeborenen rechtzeitig gegen Pertussis geimpft werden. Die Mutter sollte vor der Schwangerschaft geimpft werden bzw., wenn dies nicht erfolgt ist, früh im Wochenbett, ältere Geschwister, Vater, Großeltern und andere Haushaltskontakte spätestens vier Wochen vor der Geburt des Kindes.

Leider erfolgt die Umsetzung dieser Strategie zum Schutz der besonders gefährdeten Neugeborenen und jungen Säuglingen in viel zu geringem Maße, sehr viele Schwangere und Haushaltskontakte kennen die Empfehlung gar nicht, und auch in der Ärzteschaft wird sie zu wenig angesprochen und umgesetzt. Deshalb beschäftigt sich die STIKO mit der Frage der Pertussis-Impfung Schwangerer und prüft die Evidenz für eine solche Empfehlung.

Ich persönlich würde einer Schwangeren angesichts der zu beobachtenden Zunahme von Pertussis und der schwerwiegenden Erkrankung im frühen Säuglingsalter nach ausführlicher Aufklärung, in der auch die fehlende STIKO-Empfehlung unbedingt angesprochen werden sollte, eher zur Impfung raten.


Erstellt: 12.12.2017